
Sabbatical in München
Peter Hofmann erlebte in seinem Sabbatical, wie Menschen mit psychiatrischer Erfahrung in einem nicht-klinischen Umfeld Unterstützung finden und ihren Alltag gemeinsam gestalten.
Das Stadtpraktikum
In Deutschland gibt es zwei Clubhäuser in München. Beide lernte ich kennen. Ein drittes Clubhaus soll in Köln folgen. Werde ich bald das erste Clubhaus in der Schweiz eröffnen, Region (Süd-) Ostschweiz? Lohnen würde es sich, denn die Clubhaus-Bewegung mit ihrem Modell ist meines Erachtens einzigartig und selbst in Fachkreisen viel zu wenig bekannt.
Weshalb bin ich davon so begeistert? Weil das Programm überzeugt und funktioniert. Es handelt sich notabene um ein nicht-klinisches Programm für Menschen in schwierigen Lebenssituationen mit psychiatrischer Vorgeschichte - sogenannte Psychiatrieerfahrene.
Anstelle von Patienten spricht man in der Clubhausbewegung von Mitgliedern. Das ist weniger stigmatisierend. Die wenigen Angestellten sind weder Therapeuten noch Psychologen, sondern sie kommen aus dem sozialpädagogischen Bereich, der Gastronomie, Adminstration, Betreuung.
Gegenüber einer psychiatrischen Tagesstätte ist ein Clubhaus kosteneffektiver. Für die Mitglieder bietet es verschiedene Vorteile: Unter anderem ein kostengünstiges Mittagessen, bei dem die Mitglieder selbst kochen, sowie erschwingliche Getränke.
Die Clubhaus-Mitglieder haben einen erheblichen Anteil an der Mitorganisation und an der Mitgestaltung des Clubhauses, zum Beispiel die Abrechnung der Kosten, die Kalkulation der Essenspreise, der Einkauf von Lebens- und sogar von Reinigungsmitteln. Der Alltag ist arbeitsorientiert und grösstenteils selbstverwaltet.
Gearbeitet wird nach dem international anerkannten Clubhausmodell. Es basiert auf vier Bausteinen: Mitgliedschaft, Mitarbeit, Mitbestimmung, Mitverantwortung. Viele Mitglieder bringen ihre Kenntnisse von einer Berufsausbildung, einem Studium und aus der Berufstätigkeit mit.
Einige administrative Aufgaben sowie das Organisieren von Ausflügen, die Beschaffung von Geldern und die Vermittlung von Jobs im Zusatzversdienst werden vom angestellten Personal erledigt.
Als Praktikant war ich der Bürogruppe zugeteilt. Die Arbeit war sehr inspirierend und gleichzeitig entspannt, neudeutsch: Relaxed! Ich lernte Neues wie Statistikblätter ausfüllen und Ausschauhalten nach Minijobs und Zusatzverdienst. Mir gefiel, dass ich bei meiner Arbeit nicht wie sonst allein war, sondern meistens zu zweit. Der direkte, offene und respektvolle Umgang untereinander beeindruckten mich.